Veröffentlichungen

Schumann Forschungen 15

Klavierbearbeitung im 19. Jahrhundert. Bericht über das Symposion am 23. November 2012 in Köln, hg. von Birgit Spörl. Mainz, London, Berlin, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2016

179 Seiten

ISBN: 978-3-7957-0885-6

Aus dem Vorwort:

Die Robert-Schumann-Forschungsstelle sah sich während der Editionsplanung für die Neue Ausgabe sämtlicher Werke Robert Schumanns immer wieder vor die Frage gestellt, welche Positionierung eigentlich Klavierauszüge und Klavierbearbeitungen von Opern und Orchesterwerken im Rahmen einer wissenschaftlichen Edition erhalten sollten: Sind sie als eigenständige Quellendokumente zu erachten? Wenn dem so ist, unter welchen Vorraussetzungen sind sie als eigenständig zu erachten und was folgt daraus für die Editionen? Schließlich wurden Schumanns orchestrale und vokal-symphonische Werke oft genug zunächst nur im Klavierauszug und in Stimmen gedruckt verbreitet. Ein Großteil erschien erst in den 1850er Jahren in Partitur oder blieb zu Lebzeiten ganz ungedruckt. Es wurde schnell deutlich, dass diese Problemstellung erstens einer grundsätzlichen Erörterung über den Einzelfall hinaus bedarf, und zweitens nicht ohne die Perspektiven anzugehen ist, die in den wissenschaftlichen Editionen der Werke anderer Komponisten des 19. Jahrhunderts zutage treten. […]
Als 2011 anlässlich der Einweihung des neuen Domizils der Fritz Thyssen Stiftung im denkmalgeschützten Saal mit Bühne und Bechstein-Flügel ein Klavier-Quartett von Ferdinand Hiller, dessen 200. Geburtstag sich jährte, den musikalischen Rahmen bildete, gab Jürgen Chr. Regge, damals Vorstand der Stiftung, die Anregung, diese musikalisch-wissenschaftliche Konstellation im Hause für eine entsprechende Veranstaltung zu nutzen, bei der wissenschaftliche Beiträge mit einem Konzert korrespondieren.

Diese Anregung sowie die für die Robert-Schumann-Forschungsstelle deutlich gewordene Notwendigkeit eines Diskussionsforums zum Thema Klavierbearbeitungen führten schließlich dazu, dass am 23. November 2012 im Auditorium der Fritz Thyssen Stiftung und mithilfe derer Förderung das von der Robert-Schumann-Forschungsstelle veranstaltete Symposion »Klavierbearbeitung im 19. Jahrhundert« unter Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität zu Köln stattfinden konnte.
Im Rahmen des Symposions bot es sich angesichts der zeitnahen Gedenkjahre von Franz Liszt und Richard Wagner an, die Thematik der Klavierbearbeitungen auf eine breitere Basis zu stellen und natürlich auch die zentrale Rolle des Klaviers im 19. Jahrhundert für die Verbreitung der Werke ins Auge zu fassen. Dies wurde in Sektion I angesprochen. Die vielfältige Beteiligung der Komponisten selbst als Bearbeiter, Auftraggeber, Interpreten ist im einzelnen Gegenstand der Beiträge. Schumann wird dabei eine eigene Sektion gewidmet, bevor Meyerbeer, Liszt und Wagner ins Blickfeld geführt werden. Die spezielle Problematik um den Klavierauszug wurde abschließend in einem Round Table diskutiert, wobei der Zeitrahmen von Beethoven bis Gustav Mahler gespannt wurde. […]

Schließlich konnte das Symposion gemäß Herrn Jürgen Chr. Regges Vorschlag mit einem Konzert ausklingen. Auch zu diesem Konzert gibt es eine Vorgeschichte: Als ich 1985 in der Vorbereitung eines Schostakowitsch-Symposions in Moskau in der Wohnung von Schostakowitsch war, fielen in dem nicht sehr großen Wohnzimmer sofort die zwei gegeneinander stehenden Flügel auf. Als ich diese Konstellation dann später auch im nahen Konservatorium oder in St. Petersburg sah, wurde ich aufgeklärt, es sei alte Tradition, dass Studenten der Kompositions- und Dirigierklassen an zwei Flügeln aus den Partituren Sinfonien usw. spielen lernten. Daher stammte letztendlich die Idee, auch in unserem thematischen Konzertabend Bearbeitungen für zwei Klaviere bis zu acht Händen ins Programm zu nehmen. […]

Die Durchführung des Symposions und des abschließenden Konzerts sowie die Drucklegung des Symposionsberichts wurde durch die großzügige Förderung der Fritz Thyssen Stiftung ermöglicht. Den insgesamt acht Pianistinnen und Pianisten der Musikhochschule zu Köln und der Universität der Künste zu Essen sei herzlich gedankt, daß sie dies doch etwas abseits des gewohnten Repertoires liegende Programm mit Klavierbearbeitungen für vier und acht Hände einstudiert und grandios präsentiert haben. Den Kollegen Matthias Brzoska (Essen) und Arnold Jakobshagen (Köln) gilt mein Dank für die Vermittlung der Künstlerinnen und Künstler, dem Team der Schumann-Forschungsstelle für die Organisation der zahllosen Einzelheiten eines solchen Symposions mit Konzert. Frau Birgit Spörl schließlich ist die sorgfältige Redaktion dieses Symposionsberichts zu danken.

Klaus Wolfgang Niemöller, im Sommer 2014

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Schumann Forschungen 14

„Eine neue poetische Zeit“. 175 Jahre Neue Zeitschrift für Musik. Bericht über das Symposion am 2. und 3. April 2009 in Düsseldorf, hg. von Michael Beiche und Armin Koch. Mainz, London, Berlin, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2013

398 Seiten

ISBN: 978-3-7957-0685-2, ED 20700

Vorwort

Die Neue Zeitschrift für Musik (NZfM) sollte, wie Robert Schumann es 1854 rückblickend formuliert hat, eine neue poetische Zeit vorbereiten. Ihr Programm bestand in der Verbindung von Musik und Literatur, die hergebrachte, philisterhafte Musikkritik musste weichen, das Reflektieren über Musik geriet zum adäquaten literarischen Kunstwerk. Schumann war der erste Komponist, der eine große Zahl seiner literarischen Artikel überarbeitete und als Gesammelte Schriften veröffentlichte. Richard Wagner und viele andere Komponisten folgten.

Aus Anlass des 175-jährigen Bestehens der NZfM fand in den Räumlichkeiten der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste ein von der Robert-Schumann-Forschungsstelle mit den Kooperationspartnern Heinrich-Heine-Institut, Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf und Robert Schumann Hochschule veranstaltetes internationales Symposion statt. In diesem Rahmen wurden in der Kombination von Musik- und Literaturwissenschaft drei Facetten, das „Musikalische“, das „Neue“ und das „Literarische“ der Musikkritik im 19. Jahrhundert an Hand der bedeutendsten und einzigen nach wie vor existierenden Musikzeitschrift dieser Epoche beleuchtet.

Das Symposion konnte dank der großzügigen Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung, Köln, durchgeführt werden. Inhaltlich vorbereitet wurde es von den Mitarbeitern der Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V. – Trägerverein des Projekts Robert Schumann. Neue Ausgabe sämtlicher Werkeder Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung, leistete Öffentlichkeitsarbeit und sorgte für die Bewirtung der Referentinnen und Referenten.

Der vorliegende Symposionsbericht vereinigt die schriftlichen Fassungen der Beiträge aller beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In der Form des Symposionsberichts nicht angemessen wiedergeben lässt sich das Bindeglied der Veranstaltung, die literarisch-musikalische Abendunterhaltung, die von der Strecker-Stiftung/Mainz und im Rahmen des Schumann-Netzwerkes durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert wurde. Sie bot zum einen – zudem Schumann-bezogene – Literatur über Musik, aus der Feder und gelesen von Hanns-Josef Ortheil, zum anderen Musik von Carl Maria von Weber, Clara Wieck, Josephine Lang, Carl Koßmaly, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann aus den Zulagen zurNZfM.

Die erste Sektion des Symposions befasste sich mit der NZfM selbst. Die angesprochenen Aspekte reichten von ihrer Stellung in der Musikzeitschriften-Landschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Weibel) mit einem speziellen Vergleich mit der Allgemeinen musikalischen Zeitung(Beiche) und einem Beitrag zu Schumanns Dresdner Jahre im Spiegel der dortigen Presse (Ottenberg) über Schumanns Briefverzeichnis als Dokument seiner schriftlichen Korrespondenz (Tentler) bis hin zu Spezifika der NZfM: dazu gehören die jedem Heft vorangestellten Mottos (Ozawa), die periodisch erscheinenden musikalischen Zulagen (Steiner), die auswärtigen Korrespondenten und ihre Berichte (Niemöller) sowie der Austausch von Artikeln der NZfM mit anderen Zeitschriften in Deutschland und dem europäischen Ausland (Synofzik). Thematisiert wurden darüber hinaus Schumanns SammlungZeitungsstimmen, die Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften enthält (Scholz), seine Beiträge in der Leipziger Allgemeinen Zeitung (Loos) sowie in zwei Vorträgen (Maye-da, Bischoff) Schumanns Tätigkeit als Redakteur seiner eigenen Beiträgen in der NZfM für die zwei Jahre vor seinem Tode publizierten Gesammelten Schriften. Wie weit eine solche Überarbeitung gehen konnte, zeigt beispielsweise ein Vergleich der Formulierungen, die das Motto des Symposions berühren; heißt es in der sogenannten „Thronrede“ Zur Eröffnung des Jahrganges 1835 der NZfM hinsichtlich der Zielsetzung der Zeitschrift: die alte Zeit und ihre Werke anzuerkennen, […] die letzte Vergangenheit als eine unkünstlerische zu bekämpfen, […] eine junge, dichterische Zukunft vorzubereiten, beschleunigen zu helfen, so modifiziert Schumann die Formulierung eine junge, dichterische Zukunft 1854 in denGesammelten Schriften zu eine neue poetische Zeit.

Die zweite Sektion des Symposions war dem Typ des über Musik schreibenden Komponisten gewidmet. Robert Schumann war als Mitbegründer und nach kurzer Zeit alleiniger Redakteur der NZfM einer der herausragenden Vertreter dieser Gilde. Ziel des Symposions war es, auch das Umfeld zu sondieren, in dem er wirkte. Zunächst näherten sich zwei Beiträge dem Thema allgemein aus entgegengesetzter Richtung: mit einem Überblick der Deutschsprachigen Komponistenschriften im 19. Jahrhundert (Konrad) und demgegenüber einer vergleichenden Betrachtung dreier mehr oder weniger ausdrücklich nicht (öffentlich) über Musik schreibenden Komponisten (Koch). Eine Reihe von Studien zu einzelnen komponierenden und schriftstellernden Persönlichkeiten lotete die verschiedenen Motivationen/Beweggründe, Absichten und Ziele aus, für die die jeweiligen Personen stehen, und zeigte Beziehungen und Bezüge untereinander: Zunächst wurden der sogenannte Heinismus in der Musikkritik (Kortländer) und der Davidsbund als literarische Fiktion (Schmitz-Emans) thematisiert. Erweitert wurde der sonst auf den deutschen Sprachraum konzentrierte Blick durch eine Studie zu denNordiske Musikblade 1872–1875 (Wasserloos). Als Persönlichkeiten standen Carl Maria von Weber, Franz Liszt, Heinrich Dorn und Richard Wagner im weiteren Fokus des Symposions: Weber bezüglich seines und Gottfried Webers Plan einer Zeitung für die musikalische Welt (Huck) und allgemeiner hinsichtlich seines dichterischen Werks und der literarischen Wertung (Singh), Liszt mit seinen Beiträgen für die NZfM (Kleinertz), Dorn als Musikschriftsteller (Wendt) sowie Wagner, zum einen in seinem Verhältnis zur NZfM (Döge) und zum anderen im Hinblick auf seine schriftstellerische ArbeitFür und über Musik (Kruse). Diese große Bandbreite ermöglicht es gerade auch im Vergleich, das Phänomen des über Musik schreibenden Komponisten besser zu verstehen.

Düsseldorf, Juli 2011

Michael Beiche                                                                                                Armin Koch

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Schumann Forschungen 13

Bernhard R. Appel,Vom Einfall zum Werk. Robert Schumanns Schaffensweise. Mainz, London, Berlin, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2010

352 Seiten

ISBN: 978-3-7957-0683-8, ED 20699

Vorwort

Auf welchen Wegen erwirbt Robert Schumann jene Fertigkeiten und Fähigkeiten, die ihn zum Komponisten werden lassen und ihn als solchen auszeichnen? Wie kommen seine Kompositionen aufs Papier? Wer assistiert in der Komponistenwerkstatt und worin besteht diese Zuarbeit? Welche Arbeitsschritte durchläuft ein Musikwerk, bis es aufgeführt und in gedruckter Form der Öffentlichkeit übergeben werden kann?

Das sind die an sich harmlosen Fragen, die dieses Buch zu beantworten sucht.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden der kompositorische Bildungsgang und die komplexen, sich im Laufe des Lebens verändernden Arbeitsweisen R. Schumann dargestellt. Neben Lebenszeugnissen (Briefen, Tagebüchern, Notizheften, Ver­zeichnissen usw.) und schriftstellerischen Aussagen dienen vornehmlich Kompositionshandschriften als Grundlage der Untersuchung. Dieser Quellenbestand antwortet, wenn auch manchmal nur unscharf, auf die eingangs gestellten Fragen.

Neben dem blinden, gefühlverhafteten Verstehen von Musik, dessen armselige Diskursunfähigkeit mit dem Argument, über Geschmack ließe sich nicht streiten, begründet und zugleich verteidigt wird, gibt es eine intellektuelle Form des Genießern und Verstehens, welche die bloß affektive Reaktion auf Musik hinter sich lässt, ohne sie zu verleugnen. Dieses von kritischer Reflexion und vom offenen Diskurs getragene Verstehen bemüht sich um eine strukturelle Werkaneignung, wohl wissend, dass diese – wie jedes andere Erkenntnisstreben auch – stets nur annäherungsweise möglich ist und Deutungswandlungen unterliegt, in denen sich das erkennende Subjekt und seine rezeptionsgeschichtlichen Perspektiven spiegeln. Ein Musikwerk in diesem Sinne zu verstehen und zu genießen heißt, wissen, wie es gemacht ist. Hier wurzelt das Erkenntnisinteresse an Schaffensprozessen.

Zum Gemachtsein einer Komposition gehört nicht nur der reine Notentext, sondern auch der darübergesetzte Werktitel, die Widmungszuschrift und die Opuszahl, wie auch das vom Komponisten mitbestimmte Titelblatt der Druckausgabe und manches andere mehr. Hinter diesem umfassenden Kompositionsbegriff steht die Überzeugung, dass die Vielfalt authentischer Quellen und Dokumente Grundlage der Untersuchung und des Verstehens sein muss: In ihnen ist der Schaffensvorgang beschlossen. In ihnen manifestiert sich kompositorische Arbeit unmittelbar. Näher kann man einem Komponisten, seiner Werkstatt und seinem Werk nicht kommen.

Die vorliegende Publikation wendet sich unbescheiden an jeden Leser, der sich für musikalische Schaffensprozesse – aus welchen Gründen auch immer – interessiert, ohne ihm eine bequeme Lektüre zu versprechen. Was Musikwissenschaft mitzuteilen hat, lässt sich allgemeinverständlich sagen.

Kerngedanken der vorliegenden Arbeit wurden in verkürzter Form schon andernorts veröffentlicht1. Die Buchfassung ist nicht nur um einige (Teil-)Kapitel, sondern auch um zahlreiche Quellen-Beispiele erweitert worden. Darüber hinaus enthält sie die Erstveröffentlichung des kleinen Schumann-Liedes Ammenuhr aus dem Umfeld des Liederalbums für die Jugend op. 79. Anhand der zweifachen editorischen Aufarbeitung des zugrundeliegenden Arbeitsmanuskripts (als diplomatische Quellentranskription und als aufführbarer Notentext) lassen sich an diesem Lied einige Aspekte kompositorischer Arbeitsprozesse exemplarisch aufzeigen. Herrn Dr. Michael Herkenhoff (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn) danke ich verbindlichst für die Publikationserlaubnis.

Ein Katalog-Anhang dokumentiert die von Schumann selbst angelegte, mit Kompositions- und Aufführungsdaten versehene Sammlung von Handexemplaren seiner Kompositionen.

Zahlreiche Institutionen und öffentliche Sammlungen ermöglichten Untersuchungen an originalen Quellen und stellten Reproduktionen zur Verfügung. Sie werden im Abbildungsteil bzw. im Haupttext im jeweiligen Zusammenhang genannt. Es ist nicht möglich, all jene Archiv-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter einzeln zu nennen und ihnen für freundlich erteilte Auskünfte und bereitgestellte Repro-Vorlagen zu danken. Allen diesen dezent im Hintergrund agierenden, für Forschung und Wissenschaft unverzichtbaren Bibliothekaren, Archivaren und Sammlungsleitern sei aufrichtig für ihre Unterstützung gedankt.

Mein langjähriger Freund Dietmar Rolshausen erwies den nicht hoch genug zu würdigenden Freundschaftsdienst, eine frühe Fassung des Manuskripts zu lesen, wobei seine kritische Lektüre sowohl die Sprache als auch die Gedankenführung konstruktiv beeinflusste. Ihm sei herzlich dafür gedankt. Nicht weniger herzlich danke ich meinen Fachkollegen und Freunden, Frau Dr. Anette Müller und Herrn Dr. Michael Beiche, die in der letzten Arbeitsphase mehr als nur redaktionelle Unterstützung geleistet haben. Mit unerschütterlicher Geduld und Ausdauer widmeten sie sich dem gesamten Text und seiner formalen Gestaltung, prüften und redigierten ihn und erstellten die Register, die einen schnellen Zugriff auf den Inhalt des Buches erlaubt. Auch der Leser wird dies zu schätzen wissen.

Ohne die Förderung der Stiftung van Meeteren wäre es nicht möglich gewesen, das Buch, dessen Hauptteil bereits 2006 ausformuliert war, abzuschließen. Herrn Udo van Meeteren danke ich bestens für seine freundliche Unterstützung, die mir zum wiederholten Mal zuteil geworden ist.

Herrn Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller und Herrn Prof. Dr. Akio Mayeda danke ich für die freundliche Aufnahme des Buchs in die Reihe der Schumann Forschungen. Frau Nadine Kisselbach, Sekretärin der Robert-Schumann-Gesellschaft e. V., Düsseldorf, sorgte dankenswerterweise für die reibungslose Abwicklung organisatorischer Maßnahmen, welche die Arbeit am Buch begleitet haben. Frau Dr. Astrid Bernicke übernahm die verlegerische Betreuung seitens des Verlages Schott Music, Mainz und löste geduldig und umsichtig Probleme, die sich bei der Gestaltung und Herstellung des Buches einstellten. Abschließender Dank gilt meiner Frau Mechthild, die nicht nur klaglos die ihr entzogene Zeit hingenommen, sondern sich erneut als verlässliche Korrekturleserin erwiesen hat.

Was trotz der fachlichen und sachlichen Unterstützung, die mir reichlich zuteil geworden ist, an Mängeln und Fehlern stehen geblieben sein mag, ist natürlich einzig mir, dem Autor des Buchs anzulasten.

Bonn, April 2010                                                                                            Bernhard R. Appel

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Schumann Forschungen 12

Robert Schumann, das Violoncello und die Cellisten seiner Zeit: Bericht über das 8. Internationale Schumann-Symposion am 15. und 16. Juli 2004 im Rahmen des 8. Schumannfestes, Düsseldorf. Klaus Wolfgang Niemöller zum 75. Geburtstag gewidmet, hg. von Bernhard R. Appel und Matthias Wendt. Mainz, London, Berlin, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2007

264 Seiten

ISBN: 978-3-7957-0543-5, 3-7957-0543-6, ED 9960

VorwortRobert Schumanns Kompositionen für Violoncello, Adagio und Allegro op. 70, die Fünf Stücke im Volkston op. 102 und das Violoncellokonzert op. 129 gehören heute weltweit zum festen Repertoire der Cellisten. Im 19. Jahrhundert dagegen konnte sich insbesondere das Cellokonzert zunächst nicht durchsetzen: Es galt als unspielbar oder „undankbar“, und bis heute ist dessen Uraufführungstermin bezeichnenderweise ungesichert. Mittlerweile besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß dieses Werk das Problem der Balance zwischen solistischem Violoncello und sinfonischem Orchester klang exemplarisch gelöst hat und damit richtungsweisend für die nachfolgende Gat tungsgeschichte geworden ist. Schumanns kammermusikalische Werke für Cello und Klavier waren im 19. Jahrhundert eher in Privatzirkeln denn im Konzertsaal heimisch. Frühere Rezeptionshindernisse und der allmähliche Rezeptionswandel verdienen eine eingehende Untersuchung: Sowohl Schumanns Cello-Kompositionen selbst als auch das persönliche Umfeld des Komponisten, zu dem nicht wenige Cellisten gehören, werden in den in diesem Band der Schumann Forschungen vorgelegten Beiträgen behandelt.Als Instrument, das wegen seiner klanglichen Nähe zur menschlichen Stimme und wegen seines großen Ambitus’, der vom Baß- bis zum Sopran reicht, alle Register abzudecken vermag, findet das Violoncello in der romantischen Musikanschauung zwar große Beachtung, aber bislang liegen keine Studien darüber vor, wie die mit dem Instrument verbundenen ästhetischen Konzepte kompositorisch umgesetzt worden sind. Manuel Gervink legt in seinem Beitrag u.a. dar, welchen Anteil Schumanns Schaffen am Topos Cello-Kantilene hat. Der Frage, warum Schumann – etwa im Gegensatz zu seinem Freund Felix Mendelssohn Bartholdy – dem Cello kein zyklisches Sonatenwerk gewidmet hat, geht Christiane Wiesenfeldt unter gattungsgeschichtlichen Aspekten nach. Schumanns spätes kammermusikalisches Schaffen, in dem das Violoncello in besonderer Weise exponiert wird, nimmt Volker Kalisch insgesamt in den Blick.Die 1853 in Düsseldorf entstandenen Fünf Romanzen für Violoncello und Klavier Anh. E7 müssen wohl als unwiederbringlicher Verlust gelten, nachdem Clara Schumann 1893 mit Billigung von Johannes Brahms anscheinend sämtliche Werkmanuskripte hierzu vernichtet hat. Mit Christian Reimers, dem mehrfachbegabten illustren Cellisten aus dem engsten persönlichen Umfeld Schumanns in Düsseldorf – er führte die Romanzen Anh. E7 im privaten Kreis auf -, befaßt sich Thomas Synofzik. Auf anderweitige Spurensuche begibt sich Matthias Wendt mit seinen Quellenforschun gen zu Schumanns bruchstückhaft überlieferten Klavierbegleitungen zu J. S. Bachs Violoncellosonaten Anh. 02.Schumanns Schaffensweise untersucht Akio Mayeda anhand der Skizzen zum Cellokonzert op. 129. Mit aufführungspraktischen Fragen der originalen Fingersatz- und Strichbezeichnungen dieses Konzerts befaßt sich der Beitrag Heinz von Loeschs.Interpretationsvarianten in einigen der zahlreichen Einspielungen der Fünf Stücke im Volkston op. 102 geht Wolfgang Seibold nach. Schumanns persönliche Beziehungen zum Widmungsträger der Stücke im Volkston – Andreas Grabau – untersucht Ute Bär. Den nahezu vergessenen Komponisten und Cellovirtuosen Johann Benjamin Groß, der mit Clara und Robert Schumann in persönlichem Kontakt stand, bringt Bernhard R. Appel in Erinnerung. Helmut Loos stellt in seinem Beitrag die Bedeutung und Wirkung der Celloklasse des Leipziger Konservatoriums heraus. Den fruchtbaren Virtuosen Friedrich Grützmacher d. J., der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachhaltig cellistische Spielpraxis, Didaktik und das Repertoire an Cellowerken mitbestimmte, würdigt Robert von Zahn. Mit biographischen und rezeptionsgeschichtlichen Fragen der in Rußland wirkenden deutschen Musikerfamilie Albrecht befaßt sich Klaus-Peter Koch. Im selben Kulturkreis wirkte der Cellist Carl Eduard Schuberth, der die Bahnen der russischen Schumann-Rezeption nicht unerheblich mitgestaltete, wie Lucian Schiewitz darlegt.Die mit der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Schumanns befaßte Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V. in Düsseldorf erhält durch diesen Bericht über das von ihr im Rahmen des 8. Düsseldorfer Schumann-Festes ausgerichtete Symposion (15. und 16. Juli 2004) auch wertvolle editorische Erkenntnisse: Nicht nur Schumanns persönliches Umfeld, dem die Entstehung seiner Cellokompositionen mitzuverdanken ist, sondern auch aufführungspraktische und rezeptionsgeschichtliche Fragen werden durch die hier vorgelegten Forschungsbeiträge erhellt. Mit ihrer Publikation verbindet sich nicht zuletzt die Hoffnung, die oft beklagten Barrieren zwischen „Theoretikern“ und „Praktikern“ ein wenig abzubauen.Die Durchführung des Symposions wurde durch die großzügige Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, Köln, ermöglicht. Dr. Herbert Zapp (t), ehemaliger Vorsitzender und Ehrenmitglied der Robert-Schumann-Gesellschaft e. V. Düsseldorf, förderte die Veranstaltung durch eine großzügige private Spende. Die Deutsche Bank AG, Düsseldorf, stellte nicht nur den Tagungssaal, sondern auch die technische Ausstattung und einen Flügel zur Verfügung und sorgte für die freundliche Bewirtung der Tagungsteilnehmer. Den genannten Förderern sei herzlichst gedankt.Die Veranstaltung und der hieraus erwachsene Sammelband ist dem namhaften Musikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller zum 75. Geburtstag gewidmet. Als Mitherausgeber der Neuen Robert-Schumann-Gesamtausgabe, als Autor einschlägiger Abhandlungen (u.a. zu Schumanns Cellokonzert) und nicht zuletzt auch als Cellist ist unser Widmungsträger dem Schaffen Robert Schumanns in besonderer Weise verbunden. Klaus Wolfgang Niemöllers beeindruckend umfangreiche und thematisch weit gespannte wissenschaftliche Publikationstätigkeit wird durch das von Manuel Gervink erstellte, am Schluß des Bandes beigegebene Schriftenverzeichnis dokumentiert. Es schlägt bibliographisch die Brücke zu Hubert Unverrichts Laudatio, die den vorliegenden Band eröffnet.Düsseldorf, August 2005Bernhard R. Appel                                                                                                Matthias Wendt

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Schumann Forschungen 11

Robert Schumann in Endenich (1854–1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte, hg. von der Akademie der Künste, Berlin, und der Robert-Schumann-Forschungsstelle, Düsseldorf, durch Bernhard R. Appel. Mit einem Vorwort von Aribert Reimann. Mainz, London, Berlin, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2006

607 S.

ISBN: 3-7957-0527-4, ED 9870

Vorwort

 

Es ist etwa 45 Jahre her, da erfuhr ich von dem Bruder meiner Mutter zum ersten Mal von der Existenz eines ärztlichen, tagebuchähnlichen Protokolls, das Dr. Franz Richarz, Gründer und Leiter der Irrenanstalt Endenich bei Bonn, über die beiden letzten Lebensjahre Robert Schumanns geführt hat. Mein Onkel Dietrich Rühle, Psychiater und Oberarzt an den Dietrich-Bonhoeffer-Anstalten, Berlin, war Patensohn seiner Tante Tula Richarz, einer Schwester seines Vaters, meines Großvaters, die mit einem Sohn von Dr. Franz Richarz verheiratet war. Als dieser, ebenfalls ein Dr. Franz Richarz, Physiker und Gründer des Physikalischen Instituts Marburg, 1920 starb, schenkte sie die Schumann-Aufzeichnungen, die ihr Mann von seinem Vater geerbt hatte, meinem Onkel, der damals gerade mit seiner Psychiatrie-Fachausbildung begann. Dieser erwähnte das Dokument zwar von Zeit zu Zeit, aber immer nur andeutungsweise; zu sehen bekam ich es nie.

 

Auf zwei Dinge allerdings hatte mein Onkel hingewiesen: Erstens, daß das Dokument leider nicht mehr vollständig sei, weil es den Russen 1945 beim Einmarsch in Berlin (Dietrich Rühle war zu der Zeit Arzt an der Nervenheilanstalt in Buch und wohnte auch dort) in die Hände gefallen und ein Teil davon vernichtet worden sei. Es fehlen die Aufzeichnungen vom Tag der Ankunft Schumanns in Endenich am 4. März bis 5. April 1854 sowie vom 28. April bis 6. September 1854. Von da an sind sie – glücklicherweise – vollständig. Zweitens legte mein Onkel Wert darauf, dieses Dokument nicht der Robert-Schumann-Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, aus Angst vor einer Veröffentlichung. Er berief sich dabei auf die ärztliche Schweigepflicht; in diesem Entschluß wurde er noch durch die Tatsache bestärkt, daß Dr. Richarz, als er sich 1859 aus der Klinik Endenich zurückzog, seine Schumann-Aufzeichnungen mitgenommen und sie nicht der Anstalt zur Verfügung gestellt hatte.

 

Gegen Ende der sechziger Jahre sagte mir mein Onkel, der von meiner starken Affinität zu Schumann wußte, daß ich nach seinem bzw. nach dem Tod seiner Frau dieses Dokument erhalten würde, damit es in der Familie bleibe, bat mich aber um strengstes Stillschweigen. Mein Onkel starb 1973, seine Frau 1987, und die Aufzeichnungen von Dr. Richarz kamen Anfang 1988 in meine Hände.

 

Jahrzehntelang lebte ich mit diesem Geheimnis, das mir immer wieder, vor allem nachdem ich das Dokument in meiner Wohnung hatte, schlaflose Nächte bereitet hat. Zunächst war ich unsicher, weil ich nicht wußte, wie ich damit umgehen sollte: Das zu wahrende Arztgeheimnis und die dringliche Bitte zu schweigen hinderten mich daran, die Aufzeichnungen der Öffentlichkeit bekanntzumachen. Auf der anderen Seite reifte in mir, wenn auch nur zögernd, der Entschluß, diesen Krankenbericht einmal publizieren zu lassen, um endlich einen Schlußstrich zu ziehen unter die ständigen Spekulationen, Verleumdungen und abenteuerlichen Erfindungen, die sich um Schumanns Aufenthalt in der Heilanstalt Endenich ranken. Vor allem deshalb und nicht zuletzt auch, weil der Verbleib des Dokuments in meiner Wohnung nicht sicher genug war, beschloß ich, es 1991 dem Direktor des Archivs der Akademie der Künste, Berlin, Herrn Dr. Wolfgang Trautwein, als Dauerleihgabe zu überlassen. Erst durch die Transkription der Handschrift, die Herr Dr. Hartmut Ross in mühevoller Arbeit angefertigt hat, wurde es mäglich, den Krankenbericht genau zu studieren, wovon in den letzten Jahren immer wieder Schumann-Forscher in der Akademie der Künste Gebrauch machten.

 

Ich danke Herrn Prof. Dr. Bernhard Appel von der Robert-Schumann-Forschungs­steile, Düsseldorf, daß er diesen Krankenbericht in einen klärenden, sehr bewegenden Kontext organisch eingebunden hat und ihn in dieser besonderen Form als Buchaus­gabe innerhalb der Reihe Schumann Forschungen beim Schott-Verlag Mainz endlich der Öffentlichkeit vorstellt.

 

Ich danke Herrn Dr. Wolfgang Trautwein für seine jahrelange Diskretion und für die Aufbewahrung des Originals in seinem Archiv und Herrn Dr. Heribert Henrich für seine wunderbare Mitarbeit.

 

Berlin, im Dezember 2005

Aribert Reimann


Schumann Forschungen 10

Krischan Schulte, „… was Ihres Zaubergriffels würdig wäre!“: die Textbasis für Robert Schumanns Lieder für Solostimmen, Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2005

313 Seiten

ISBN: 3-7957-0526-6, ED 9878


Schumann Forschungen 9

Robert und Clara Schumann und die nationalen Musikkulturen des 19. Jahrhunderts: Bericht über das 7. Internationale Schumann-Symposion am 20. und 21. Juni 2000 im Rahmen des 7. Schumann-Festes, Düsseldorf, hg. von Matthias Wendt. Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2005

270 Seiten

ISBN: 3-7957-0515-0, ED 9816

VorwortDie Musik als Metasprache des 19. Jahrhunderts war trotz der zunehmend akzen­tuierten nationalstaatlichen Bindungen ihrer Exponenten und gleichzeitiger Etablie­rung nationaler Schulen und Musiksprachen stets ein paneuropäisches Phänomen. Paris, Leipzig, London, Wien und St. Petersburg hatten sich als Hauptstädte bürger­licher Musikkultur in Europa herausgebildet. Das ausgeprägte Konzertwesen dieser Städte bedingte eine rege Reisetätigkeit vor allem von Virtuosen, aber auch von Kom­ponisten und führte zu einem intensiven Austausch von Kompositionen, Unterrichts­methoden, Spieltechniken und mithin auch von musikästhetischen Anschauungen. Clara Schumann ist als reisende Virtuosin und wohl wichtigste zeitgenössische Inter­pretin der Werke ihres Mannes mehr als ein halbes Jahrhundert in allen musikalischen Hauptstädten Europas präsent. Allein London hat sie 19 mal bereist. Mit Ausnahme von Paris und London hat auch Robert Schumann die europäischen Musikzen­tren besucht und ist dort ebenso wie in weiteren bedeutenden Musikstädten (z.B. Prag, Utrecht, Amsterdam) als Dirigent eigener Kompositionen in Erscheinung ge­treten.Dieser wechselseitige Austausch wurde durch eine inhaltlich und stilistisch aufblü­hende Musikpublizistik wesentlich gefördert, die sich nach 1830 – unter entschiedener Beteiligung Robert Schumanns – sprunghaft entwickelte. Im 19. Jahrhundert begrün­dete Musikzeitschriften, die teilweise noch heute erscheinen, hatten in den genannten Städten ihre Hauptsitze. Ein beachtlicher Kreis an internationalen Korrespondenten, die teilweise simultan für verschiedene nationale Musikzeitschriften tätig waren und dadurch selbst wieder zur Internationalisierung beitrugen, förderte eine europäische Vernetzung des Musiklebens bei Wahrung und Betonung des jeweiligen nationalen Eigencharakters. Die ausländischen Korrespondenten der von Schumann herausgege­benen „Neuen Zeitschrift für Musik“ und die zahlreichen persönlichen Kontakte mit reisenden Virtuosen und Schumann besuchenden oder von ihm aufgesuchten Kom­ponisten sind in diese musikalische Vernetzung einzubeziehen.Die gleichen europäischen Musikzentren waren Stammsitz der bedeutendsten Musikverlage, die darüber hinaus ein Netzwerk europäischer Filialen unterhielten oder mit ortsansässigen Verlegern anderer Länder geschäftlich verbunden waren. An­gesichts dieser internationalen Verflechtung des Musiklebens kann man ohne Über­treibung behaupten, daß die Musik im 19. Jahrhundert wesentlich für das erstarkende bürgerliche Selbstbewußtsein und selbstverständlicher Bestandteil des Alltags euro­päischer Bildungsbürger geworden war.Ein sich sprunghaft entwickelndes Vereinsleben, paneuropäische Chorwettbewerbe mit den Niederrheinischen Musikfesten als zeitgenössischen Höhepunkten bilden ein weiteres Netzwerk gegenseitiger Verpflichtungen, Gefälligkeiten, politischer Einfluß- nahmen und Rücksichten. Nicht nur Schumanns Werke werden von den Vereinen gepflegt, zur Uraufführung gebracht oder öffentlich zum Standardrepertoire erklärt – zum gegenseitigen Wohle. Auch der Komponist als Person wird eingebunden, er muß tätig werden als Schiedsrichter bei überregionalen Wettbewerben in Düsseldorf oder Antwerpen, er begutachtet für den niederländischen Verein zur Förderung der Tonkunst europäische Nachwuchskomponisten und wird als Ehrenmitglied verschiedenster Vereine zum Aushängeschild und metapolitischem Gütesiegel.

Diese rezeptionsgeschichtlichen Fäden, die im Europa des 19. Jahrhunderts von den Werken Schumanns, seinen Interpreten und Verlegern, seinen kollegialen und freund­schaftlichen Kontakten und seiner eigenen Person ausgehen, exemplarisch zu verfol­gen, ist Ziel dieses Sammelbandes der Reihe Schumann Forschungen.

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Schumann Forschungen 8

Olga Lossewa (unter Mitarbeit von Bernhard R. Appel), Die Russlandreise Clara und Robert Schumanns (1844). Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Prag, Tokyo, Toronto: Schott 2004

149 Seiten

ISBN: 3-7957-0507-X, ED 9722

Vorwort

Unter den gemeinsamen Konzertreisen Clara und Robert Schumanns zeichnet sich die nach Rußland (1844) schon dadurch aus, daß sie die längste, weiteste und in gewissem Sinn auch die exotischste Reise war. Daß diese Konzerttournee ein herausragendes Ereignis im Leben des Künstlerpaars darstellte, davon zeugen die Briefe aus Rußland an Claras Vater, Friedrich Wieck1, und vor allem die gemeinsam verfaßten Reisenotizen2. Daß Clara Schumann unmittelbar nach der Rückkehr aus Rußland sich der Mühe unterzog, die Reiseerlebnisse und -eindrücke ausführlich zu beschreiben, spricht für sich selbst und bestätigt weiterhin die persönlich-biographische Bedeutung der Rußlandreise. Bei der Ausarbeitung konnte sie sich auf das in Stichworten notierte Reisetagebuch ihres Gatten stützen, welches er während der viermonatigen Tournee sorgfältig geführt hat.

Diese aufschlußreiche Doppel-Schilderung, die in der vorbildlichen Tagebuch- Edition von Gerd Nauhaus über hundert Druckseiten umfaßt, ist ein wertvolles Dokument nicht nur zur Biographie der beiden Künstler, sondern auch zur Kulturgeschichte Rußlands. Bei allem literarischem Genuß, den die Lektüre dieser Aufzeichnungen zweifellos bietet, erschließen sie sich aber dem heutigen Leser, insbesondere für jenen, der nicht in Rußland lebt und der die Geschichte des russischen Kultur- und Gesellschaftslebens in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht oder nur oberflächlich kennt, nicht in allen Details. Hie und da stößt man bei der Lektüre der Reisenotizen auf erklärungs- oder kommentarbedürftige Sachverhalte, die durch historische Darlegungen erhellt werden müssen. Sie überschreiten Form und Grenzen eines editorischen Kommentars. Daraus ergibt sich die erste Aufgabe dieses Buches: Ergänzungen zu den Reisenotizen Clara und Robert Schumanns zu liefern, die Vorgeschichte und Hintergründe dieser Reise zu beleuchten und schließlich all das zu kommentieren, was mutmaßlich nicht jedem Leser bekannt sein dürfte.

Eine weitere Aufgabe soll der zweite Teil der vorliegenden Publikation erfüllen: Sie besteht darin, die Reiseerfahrungen und eigenen Sichtweisen Clara und Robert Schumanns aus der Perspektive russischer Zeitgenossen zu ergänzen, wie sie sich 1844 einerseits in Annoncen, Artikeln, und Rezensionen der russischen Presse artikuliert und andererseits in privaten Äußerungen verschiedentlich niedergeschlagen haben. Diese Zeugnisse werden hier zum ersten Mal in vollem Umfang in Übersetzung aus dem Russischen bzw. im deutschen und französischen Original veröffentlicht. Es liegt auf der Hand, daß diese im zweiten Teil des Buches vorgelegten Dokumente vor allem Clara Schumann und ihre Konzerte betreffen, denn sie war die Protagonistin dieser Reise und wurde auch als solche öffentlich wahrgenommen. Doch gewähren die Dokumente darüber hinaus auch Einblicke in die frühe russische Rezeption der Werke Robert Schumanns, waren doch einige seiner Kompositionen erstmals, und noch dazu von seiner Frau, in Rußland aufgeführt worden.

Obwohl im vorigen Jahrhundert nicht wenige ausländische Komponisten Rußland bereist haben, ist der Besuch Robert Schumanns, aus der historischen Distanz betrachtet, irritierend merkwürdig verlaufen. Das in diesem Zusammenhang vom Musikkritiker Wladimir W. Stassow (1824-1906) eingebrachte Stichwort inkognitodas Schumanns Situation von 1844 charakterisiert (und aus dem jeder Russe eine feine Anspielung auf Gogols Revisor heraushört), erfaßt den Kern der Sache: Der große Komponist erscheint 1844 unerkannt und unbemerkt in einem Land, das ihn wenige Jahre später in höchstem Maße verehren wird. Dem Thema Robert Schumann als Komponist erst in Abwesenheit, dann aber mit überwältigendem Interesse wahrgenommen wird, widmeten sich mehrere russische Musikkritiker und -wissenschaftler: Wladimir W. Stassow, Nikolai Findeisen, Daniel Schitomirski3. Die Aufsätze Stossows und Findeisens werden bereits im ersten Teil des Buches besprochen. Die Abhandlung von Prof. Dr. Daniel Schitomirski (1906-1992) liegt schon lange in deutscher Übersetzung vor4. Schitomirski, der wohl seinerzeit bedeutendste russische Schumann-Forscher, regte dieses Buch an, aber seine tödliche Erkrankung erlaubte ihm nicht mehr, sich an seiner Entstehung zu beteiligen.

F&uul;r die Unterstützung dieser Arbeit danke ich dem Vorstand der Robert-Schumann- Gesellschaft in Düsseldorf, insbesondere der ehemaligen Geschäftsführerin Frau Dr. Gisela Schäfer, die sich für die Publikation bereits im Planungsstadium vorbehaltlos eingesetzt hat. Herrn Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller, , Herausgeber der Reihe Schumann Forschungen, gilt mein herausragender Dank: Er hat dieses Buch nicht nur in die von ihm betreute Reihe freundlichst aufgenommen, sondern sich auch persönlich um die finanzielle Unterstützung des Drucks bemüht. Herzlicher Dank gilt auch meinen russischen und deutschen Kollegen, die mir bei der Arbeit auf vielfältige Weise geholfen haben: Tatjana Wassiljewa und Dr. Swetlana Zwerewa (Staatliches Institut für Kunstgeschichte, Moskau), Prof. Dr. Victor Warunz (Staatliches Tschaikowski-Konservatorium, Moskau) und Dr. Gerd Nauhaus (Robert-Schumann-Haus, Zwickau). Frau Karin Ruppelt sei für die erste Redaktion der deutschen Übersetzung der russischen Presseartikel im dokumentarischen zweiten Teil des Buchs aufrichtig gedankt.

Alle Kalenderdaten, die den Aufenthalt Clara und Robert Schumanns in Rußland betreffen, werden doppelt angegeben und zwar in alter (kyrillischer) und neuer (gregorianischer) Zeitrechnung. Zitate und Titel werden durch Kursive gekennzeichnet. Hervorhebungen im ersten Teil, im Anhang und in den Anmerkungen werden durch Sperrung wiedergegeben. In den Dokumenten des zweiten Teils sind Hervorhebungen kursiv gesetzt. Auslassungen und Erläuterungen innerhalb von Zitaten und Dokumenten werden durch eckige Klammern angezeigt.Die im zweiten Teil vorgelegten Dokumente sind, sofern nicht anders vermerkt, aus dem Russischen übersetzt. Texte, welche deutsch- und französischsprachigen russischen Zeitungen entstammen (sieheZeitungsverzeichnis, S. 85), sind in Orthographie und Interpunktion quellengetreu wiedergegeben.Bei der Transkription der kyrillischen in lateinische Schrift wurde versucht, die phonetische Eigenart der russischen Namen und Titel nach Möglichkeit zu erhalten. Die Geburts- und Sterbedaten der russischen und in Rußland begrabenen ausländischen Personen (siehe Personenregister, S. 132) sind nach den veröffentlichten Verzeichnissen der Petersburger und Moskauer Friedhöfe geprüft.

Olga Lossewa Moskau. März 2002

 

Anmerkungen

1Robert Schumanns Briefe. Neue Folge, hg. von F. Gustav Jansen, Leipzig 41904; Berthold Litzmann, Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen, Bd. 2: Ehejahre 1840-1856, Leipzig 31907

2 Robert Schumann, Tagebücher, Bd. II: hg. von Gerd Nauhaus, Leipzig 1987

3W. W. Stassow, List, Schumann i Berlioz [Liszt, Schumann und Berlioz in Rußland], in: Isbrannyje statji [Gesammelte Schriften], Bd. 3, Moskau 1952; Nik[olai] F[indeisen], Schumann w Rossii [Schumann in Rußland], in: Russkaja musykalnaja gaseta, Nr. 27/28 vom 2.-9. Juli 1906

4Schumann in Rußland, in: Sammelbände der Robert-Schumann-Gesellschaft, Bd. 1, Leipzig 1961, S. 19-46


Schumann Forschungen 7

„Neue Bahnen“. Robert Schumann und seine musikalischen Zeitgenossen: Bericht über das 6. Internationale Schumann-Symposium am 5. und 6. Juni 1997 im Rahmen des 6. Schumann-Festes, Düsseldorf, hg. von Bernhard R. Appel. Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 2002

372 Seiten

ISBN: 3-7957-0429-4, ED 9277

Vorwort

Das Thema des 6. Internationalen Schumann-Symposions 1997 stand unter der thematischen DeviseNeue Bahnen. Robert Schumann und seine musikalischen Zeitgenossen. Ausgangspunkt war die Frage nach der Beziehung Clara und Robert Schumanns zu den (teilweise befreundeten) zeitgenössischen Musikern, die bereits anläßlich des 100. Todestag von Johannes Brahms, dem Schumann von Düsseldorf aus 1853 seinen letzten Zeitschriften-Artikel mit der Überschrift Neue Bahnen widmete, sowie des 150. Todestag Felix Mendelssohn Bartholdys im Jahre 1997 aufkam. Zugleich wurde damit auch das Thema des 5. Internationalen Schumann Symposions Robert Schumann und die französische Romantik im Jahre 1994 fortgesetzt, dessen Referate 1997 im Band 6 der Schumann Forschungen vorgelegt wurden. So wurde von den in Frankreich wirkenden Komponisten Franz Liszt auch diesmal wieder einbezogen, nun in seiner Rolle als Bearbeiter von Werken Schumanns. Einen ersten umfassenden Einblick in den großen Personenkreis von Musikern, der sich aus den Quellen ergibt, gewährt das 1998 erschienene Buch Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten von Ernst Burger. Es konnte als Band 1 in die Supplemente der Serie VIII unserer Neuen Ausgabe sämtlicher Werke Robert Schumanns aufgenommen werden. Bei allen diesen Musikerpersönlichkeiten, seien es Komponistenkollegen, Musikerfreunde, Schüler oder Ratsuchende, bestand und besteht jedoch Bedarf nach intensiverer Forschung zu den jeweiligen Details der Beziehungen. Die Referate des 6. Schumann-Symposions haben dazu einen essentiellen Beitrag geleistet, angefangen von dem Schwager Woldemar Bargiel bis hin zu der weithin unbekannten Komponistin Elise Müller. Mit Komponisten wie Carl Reinecke, Theodor Kirchner, Karl Ritter, Joseph Joachim und Eduard Wilsing erscheinen die persönlichen Beziehungen Schumanns als Komponist, aber auch als Musikschriftsteller unter wechselnden Aspekten als eine von vielfältigen Übereinstimmungen und Gegensätzen bestimmte „Zeitgenossenschaft“. Zum Verständnis von Schumanns persönlicher und künstlerischer Situation tragen diese Untersuchungen erheblich bei, um ein historisch vollständigeres Bild der Beziehungen und Einflüsse zu gewinnen, deren Sichtweise eben nicht nur von den bedeutenden Namen ausgehen darf. Johannes Brahms allerdings gelten zurecht auch hier Einzelstudien im Hinblick auf Schumann. Neben dem Biographischen, Stil- und Gattungsgeschichtlichen konnte erstmals auch die Mitarbeit von Brahms an der (alten) Schumann-Gesamtausgabe näher beleuchtet werden. Beiträge zu Schumanns Streichquartetten sowie zu der Heine-Vertonung Die beiden Grenadiere akzentuieren ebenfalls je auf ihre Weise „zeitgenössische“ Kontexte, nun direkt bezogen auf das kompositorische Werk.

Das Symposion wurde durch die finanzielle Förderung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Die Robert Schumann-Gesellschaft dankt es wiederum der Deutschen Bank in Düsseldorf, daß sie den lebhaften und anregenden Diskussionen in ihrem Vortragssaal eine gastliche Atmosphäre bot. Die sorgfältige und umsichtige Redaktion lag in den bewährten Händen von Dr. Bernhard R. Appel, Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf.

                                                                      

Klaus Wolfgang Niemöller

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Schumann Forschungen 6

Robert Schumann und die französische Romantik: Bericht über das 5. Internationale Schumann-Symposium der Robert-Schumann-Gesellschaft am 9. und 10. Juli 1994 in Düsseldorf, Akio Mayeda zum 60. Geburtstag gewidmet, hg. von Ute Bär. Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 1997

307 Seiten
ISBN: 3-7957-0335-2, ED 8775

Vorwort

Mit dem Thema des 5. Internationalen Schumann-Symposions Robert Schumann und die französische Romantik wurde erstmals ein Thema gewählt, das nicht auf Schumann allein bezogen ist. Das Symposion fand im Rahmen des 5. Schumann-Festes statt, das Schumann im Spannungsfeld vonBerlioz und Liszt repräsentierte. Der 125. Todestag von Hector Berlioz 1994 war mit ein Anlaß dafür, diesen Schwerpunkt zu setzen. Damit erfuhr die Schumann-Forschung in ihren Aspekten eine bewußte europäische Ausweitung zur Musikkultur der westlichen Nachbarnation. Mit dem Motto Phantastik und Virtuosität sind zugleich Bereiche angesprochen, die alle drei Komponisten miteinander verbanden. Das Verhältnis Schumanns zu französischen Komponisten wie Berlioz, aber auch zu in Paris wirkenden Komponisten wie Chopin, Herz, Meyerbeer und Liszt spiegelt sich in mehrfacher Art und Weise wider. Zunächst sind es Schumanns Kritiken und Besprechungen in der Neuen Zeitschrift für Musik, die seine nähere Befassung mit diesen Komponisten bezeugen. Im Falle des jungen Chopin bewies er in besonderer Weise seine künstlerische Urteilskraft. Die Begriffe Phantastik und Virtuositätfinden sich im Zentrum von Schumanns berühmter Besprechung der Symphonie fantastiquevonBerlioz. Der Klavierauszug von Franz Liszt, aus dem Schumann auch Instrumentationsangaben ersehen konnte, veranlaßte ihn, angesichts der ungeheuren Anforderungen an die Instrumentalisten vonBerlioz als dem gehomen Virtuos auf dem Orchester zu sprechen und gleichzeitig die sinfonische Behandlung des Pianofortes im Lisztschen Klavierauszug als zukunftsweisend zu bezeichnen. Wenn sich auch Berlioz wie Schumann in der Kreisleriana. Phantasieen für das Pianoforteauf E.T. A.Hoffmann und seine contes fantastiquesbezog, so zeigen sich zweifelsohne gerade an der unterschiedlichen literarischen Orientierung – hier Jean Paul, dort Lord Byron, Victor Hugo undAlphonse de Lamartine – Unterschiede in der musikalischen Auffassung. Hintergründig beziehen sich darauf auch die gegenseitigen Widmungen: von Schumann die Fantasie op. 17 und von Liszt die fantasieartige Sonate für das Pianoforteh-Moll. Signifikant für die eigene künstlerische Haltung ist die Annäherung, die Berlioz, Schumann und Liszt an Goethes Faust je auf ihre Weise musikalisch realisieren.

Über die persönliche Bekanntschaft mit Liszt (1840) und Berlioz (1843) hinaus stellen die Briefwechsel eine wichtige musikhistorische Quelle dar, um das komplexe Verhältnis von Schumann zu den Komponisten in Frankreich näher zu beleuchten. Der hier mitgeteilte Briefwechsel mit J.-J.-B.Laurens kann so als eine wertvolle Ergänzung betrachtet werden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an den gemeinsamen Brief von Stephen Heller, Heinrich Panofka, Albert Franckund Charles Hallé, die 1839, débordants d’enthusiasme et d’amour für die Kinderszenen und denCarnaval,aus Paris eine Adresse an Schumann richteten[1]. Auf diesem Hintergrund gewinnt die Untersuchung zum französischen Erstdruck des Carnavalbesonderes Interesse. Damit verbindet sich dann auch die wichtige Frage nach der Rezeption Schumanns in Frankreich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die für das Symposion einen weiteren zentralen Aspekte darstellte. Wenn Jules Combarieu 1896 unter den Namen deutscher Komponisten, die die französische Musik beeinflußten, als zeitlich letzten Schumann benennt, so macht es schon nachdenklich, wenn er einleitend diesen Einfluß nicht nur bestimmend und fruchtbar nennt, sondern auch gefährlich[2]. Umgekehrt verbindet sich für Schumann sein Verhältnis zum Begriff Romantik mit der zunehmenden Distanz zu Tendenzen französischer Musik, wenn er 1837 von einem Materialismus spricht, worin sich die französischen Neuromantiker gefallen, und damit auch für die Entwicklung in Deutschland eine heftige Diskussion einläutet[3]. Die hier skizzierten Fragestellungen konnten auf diesem Symposion in einer Form ins Licht gerückt werden, die als Ausgangspunkt für die notwendige Vertiefung der Perspektiven gewertet werden kann.

Der Schumann-Forschung mit der Gesamtausgabe im engeren Sinne war der abschließendeRoundtable Zum Quellenwert von Originalausgaben gewidmet, in dem auch das projektierte Werkverzeichnis vorgestellt werden konnte.

Die Robert-Schumann-Gesellschaft dankt der Fritz Thyssen Stiftung (Köln) für die finanzielle Absicherung des Symposions, der Deutschen Bank (Düsseldorf) für die wiederholt gewährte Gastlichkeit in den Räumen des David-FIansemann-Hauses sowie Frau Dr. Ute Bär von der Arbeitsstelle der Schumann-Gesamtausgabe im Robert-Schumann-Haus in Zwickau für die engagierte und sorgfältige Redaktion des Symposion- Berichtes.

Klaus Wolfgang Niemöller


[1]  Rudolf Schütz, Stephen Heller. Ein Künstlerleben, Leipzig 1911, S. 94—96; Jean-Jacques Eigeldinger, Stephen Heller. Lettres d’un musicien romantique a Paris, Thèse Univ. Neuchâtel, Neuchâtel 1981, S. 100f.

[2] Jules Combarieu schreibt: L’influence allemande sur l’esprit français a été a tour décisive, féconde et dangereuse.(Jules Combarieu, L’influence de la musique allemande sur la musique française,in: Jahrbuch Peters,Jg.2/1895, Leipzig 1896, S. 23)

  [3]Carl Dahlhaus, Neuromatik,in: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie, Mainz 1973, S.2

 

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Schumann Forschungen 5

Claudia de Vries, Die Pianistin Clara Wieck-Schumann: Interpretation im Spannungsfeld von Tradition und Individualität (Diss. Univ. Zürich 1992/93). Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 1996

482 Seiten

ISBN: 3-7957-0319-0, ED 8573

Vorwort

Das Erforschen der Pianistik und Interpretation Clara Wieck-Schumanns erforderte mehrere Jahre. Die Vorarbeiten wurden 1991 abgeschlossen. Publikationen späteren Datums wurden nicht mehr in die Untersuchung einbezogen. In der vorliegenden Form lag die Arbeit im Februar 1993 der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich vor.

Die Untersuchung wurde von Beginn an mit großem Interesse und Engagement durch Prof. Dr. Ernst Lichtenhahn begleitet. Ihm gilt an erster Stelle mein Dank. Meinem Lehrer an der Rijksuniversiteit Utrecht, Prof. Dr. Marius Flothuis, danke ich für die frühzeitige Ermunterung zur Frauenforschung. Meinem Lehrer am Utrechter Konservatorium, Herman Uhlhorn, habe ich meine Faszination durch die pianistische Anschlagskunst zu verdanken. Die pianistische Aufführungspraxis des 18. und 19. Jahrhunderts wurde mir in direkter Auseinandersetzung mit historischen Instrumenten erschlossen durch Jean Goverts (Schola Cantorum Basiliensis), für dessen künstlerische und historische Hinweise ich zu aufrichtigem Dank verpflichtet bin. Die Herren Dr. Martin Schoppe und Dr. Gerd Nauhaus vom Robert Schumann-Haus in Zwickau waren in dankenswerter Weise behilflich bei der Beschaffung von Quellenmaterial. Das Manuskript wurde mit viel Geduld und sprachlichem Einfühlungsvermögen von Margrit Wegmann korrigiert, wofür ich ihr herzlich danke. Marco Bettoni gilt meine Dankbarkeit für seinen unermüdlichen Einsatz bei der Fertigstellung der Druckvorlagen und seine partnerschaftliche Unterstützung. Außerdem danke ich jenen Kollegen und Freunden, die mich im gegenseitigen Austausch fachlich und menschlich anregten und anregen.

Für die Einsicht und Überlassung von Forschungsmaterial danke ich der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der Bayerischen Staatsbibliothek München, dem Robert Schumann-Haus Zwickau, der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, der Bibliothèque Nationale Paris, der British Library London, der Bibliothèque Royale Albert 1er Brüssel, der Stichting Toonkunst-Bibliotheek Amsterdam, der Letterenbibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht, der Stadtbibliothek Bern, der Zentralbibliothek Zürich sowie der Universitätsbibliothek Basel.

Außerdem danke ich den Musik-Archiven und -Verlagen, die den Abdruck von Notenbeispielen gestatteten: dem Robert Schumartn-Haus Zwickau, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, dem Süddeutschen Musikverlag Heidelberg, dem Henle Verlag München, dem Verlag Breitkopf & Härtel Wiesbaden und Leipzig und dem Verlag Peters Frankfurt und Leipzig. Den Herausgebern der Schumann Forschungen danke ich für die Aufnahme in ihre Reihe.

Basel, Im Dezember 1995
Claudia de Vries


Schumann Forschungen 4

Schumann und seine Dichter: Bericht über das 4. Internationale Schumann-Symposion am 13. und 14. Juni 1991 im Rahmen des 4. Schumann-Festes, Düsseldorf, hg. von Matthias Wendt, Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 1993

180 Seiten

ISBN: 3-7957-0238-0, ED 8030

Vorwort

 

Das 4. Internationale Schumann-Symposion 1991 wurde einem Thema gewidmet, das in Schumanns Leben und Schaffen von zentraler Bedeutung ist: Robert Schumann und seine Dichter. Bereits im Vorfeld und in Verbindung mit dem 4. Schumannfest konnte im Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf, eine Ausstellung Robert Schumann und die Dichter. Ein Musiker als Leser eröffnet werden, deren Katalog in verschiedenen Themenkreisen bereits das umfassende Verhältnis Schumanns zu Dichtung und Literatur widerspiegelt.

 

Das Thema des Symposions erforderte eine interdisziplinäre Perspektive, die seit dem Einführungsvortrag des Germanisten Helmut Schanze stets präsent blieb. Auch wenn von den etwa 30 Dichtern, deren Name in Beziehung zu Schumann zu nennen ist, nur einzelne in Beiträgen behandelt werden konnten, geriet doch immer das gesamte Beziehungsfeld in den Blickpunkt. Der Literaturkenner und Literat Robert Schumann tritt als Komponist dann auch im Hinblick auf die für Lieder ausgewählten Gedichttexte oder die für Großwerke gesuchten Libretti in engen Konnex zu den Ideen dieser Dichtungen, die er — nicht nur vokaliter — in Musik umsetzt, und zwar bis hinein in die kompositorischen Strukturen im engeren Sinne. Biographische, quellenmäßige, ästhetische und analytische Ansätze greifen so in den Referaten ineinander.

 

Wenn somit die innige Verwandtschaft von Poesie und Tonkunst, von der Schumann seit seiner Jugend überzeugt war[1], im Hintergrund eines jeden Referates steht, so darf hier eingangs auf die historischen Voraussetzungen hingewiesen werden, nach denen bereits vor und um 1800 in der erzählenden Dichtung die neue romantische Musikästhetik ausgebildet wurde, die das entscheidende Verständnis von Musik, nämlich ein poetisches Verständnis, den späteren romantischen Komponisten vorgab. Wackenroder, Novalis und E.T. A. Hoffmann setzten damit die Musik quasi an die Spitze der Künste. Fiktive Tonkünstler wie der Komponist Joseph Berglinger von Wilhelm Wackenroder oder der Kapellmeister Kreisler von E.T.A. Hoffmann sind nur herausragende Beispiele der literarischen Behandlung von Musik, Musikern und Musikwirkung, die in ihrem vollen Umfang erst in den letzten Jahren durch einschlägige Forschungen erkennbar wurden. In nicht weniger als 80 Romanen wird bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert eine empfindsame Musikästhetik formuliert, die unmittelbar zur Romantik führt[2], und zwischen ca. 1800 und 1850 gibt es über 100 Novellen und Erzählungen, die Musikalisches thematisieren[3]. Das emotional-phantasievolle Musikerleben, das in aller Subjektivität hier eine neue Innerlichkeit in der Literatur evoziert, war zweifelsohne von großer Bedeutung für Schumanns eigenen Weg, auch wenn man die Formulierung von Christina E. Brantner[4]: Der Musiker Robert Schumann ist ein Produkt der literarischen Romantik für überspitzt ansieht.

 

Die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Schumann und seinen Dichtern führten so in den Diskussionen zu den einzelnen neuen Forschungen auch immer wieder zu Grundsatzfragen, die mit den hier veröffentlichten 15 Referaten neu aufgeworfen werden. Die Robert Schumann-Gesellschaft als Veranstalter des Symposions dankt Dr. Matthias Wendt für die sorgfältige Herausgabe.

Klaus Wolfgang Niemöller

 

[1] vgl. den Schumannschen Jugendaufsatz Über die innige Verwandtschaft der Poesie und Tonkunst, abgedruckt in: Robert Schumann. Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, hg. von Martin Kreisig, Leipzig 1914, Bd. 2, S. 173-175.

[2] Ruth E. Müller, Erzählte Tone. Studien zur Musikästhetik des späten 18. Jahrhunderts, Wiesbaden 1989 (BzAfMwiO).

[3] Angelika Waschinsky, Die literarische Vermittlung von Musik und Malerei in den Künstlernovellen des Normal 0 21 19. Jahrhunderts, Frankfurt/M. 1989 (Europäische Hochschulschriften R. 1, Bd. 1109) – Alexandra Reuter, Die Musiknovelle des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, Magister-Arbeit Köln 1991.

[4] Christina E. Brantner, Robert Schumann und das Tonkünstler-Bild der Romantiker, Frankfurt/M. 1991 (Studies in Modern German Literaturevol. 32).

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Schumann Forschungen 3

Schumann in Düsseldorf. Werke – Texte – Interpretationen, Bericht über das 3. Internationale Schumann-Symposion am 15. und 16. Juni 1988 im Rahmen des 3. Schumann-Festes, Düsseldorf, hg. von Bernhard R. Appel. Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 1993

448 Seiten

ISBN 3-7957-0225-9, ED 7944

Vorwort

Das 3. Schumann-Symposion 1988 wurde aus doppeltem Anlaß unter das Thema „Robert Schumann in Düsseldorf“ gestellt. Die 700-Jahr-Feier der Stadtwerdung Düsseldorfs gab Anlaß, Leben und Wirken des bedeutendsten Komponisten, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts hier wohnte und wirkte, zu gedenken. Das Vorhaben der Schumann-Forschungsstelle, den Beginn der Gesamtausgabe mit den vernachlässigten späten Werken zu beginnen, war zugleich auch Richtschnur für das 3. Robert-Schumann-Fest in seiner Programmgestaltung. Das Symposion, die Arbeit an der Gesamtausgabe und das Fest waren so eng aufeinander bezogen. Die Ausstellung „Schumann und die Düsseldorfer Malerschule“ im Foyer des Tagungsortes dokumentierte bildhaft ergänzend die soziale und künstlerische Einbettung von Clara und Robert Schumann in die Düsseldorfer Gesellschaft.

Zunächst erwies sich, daß durchaus trotz eines so geringen Zeitabstandes von nur drei Jahren zum vorhergehenden Schumann-Symposion wirklich neue Ergebnisse in der Schumann-Forschung vorgelegt werden konnten. Dazu bei trugen die wichtigen Quellen der Tagebücher und Haushaltsbücher, die Gerd Nauhaus 1982 und 1987 veröffentlicht hatte. Seine Anwesenheit gab Gelegenheit, die besondere Rolle des Schumann-Hauses in Zwickau für alle Forschungsbemühungen hervorzuheben.

In den drei Vorträgen und zwölf Referaten kamen zwar die beiden Schwerpunkte: Schumanns Lebens- und Wirkungsverhältnisse in Düsseldorf, seine Begegnung mit einer besonderen rheinischen Kunstszene sowie das Spätwerk in seinem großen Umfang voll zur Sprache, jedoch stellte sich bald heraus, daß das Verständnis der Zeit und der Werke nur auf dem Hintergrund seiner früheren Jahrzehnte zu begreifen und zu interpretieren ist. Mannigfache Fäden verbinden Schumann mit seinen früheren Wirkungsstätten und seinen jeweils spezifischen Schaffensprinzipien der einzelnen Gattungen.

Obwohl die Generalthematik so auf eine bestimmte Zeitphase zugespitzt war, ergaben die Beiträge und Diskussionen bald, daß über sich vernetzende Bezüge letztlich ganz allgemeine Dimensionen von Schumanns schöpferischer Persönlichkeit auch sein Spätwerk durchdringen und die forschenden Fragestellungen bestimmten. Natürlich behielten die Musik und ihre quellenmäßige Überlieferung ebenso wie Fragen der Aufführungsweise und der Rezeption ihren Stellenwert, jedoch weitete sich manche Analyse des Details aus zu den Grundfragen von Genie und Krankheit, neben dem Verhältnis von Musik und Literatur trat jetzt verstärkt das Verhältnis von Musik und Malerei in den Vordergrund, aber mit der nachrevolutionären Zeit und dem Ortswechsel auch das Verhältnis von Musik und Öffentlichkeit, ja Musik und Politik. Wieder einmal zeigte sich gerade bei Schumann die romantische Einheit von Künstler und Werk mit den geistigen und geschichtlichen Strömungen und Ereignissen seiner Welt.

 

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Schumann Forschungen 2

Schumanns Werke – Text und Interpretation. 16 Studien, Bericht über das 2. Internationale Schumann-Symposion am 17. und 18. Mai im Rahmen des 2. Schumann-Festes, Düsseldorf 1985, hg. von der Robert-Schumann-Gesellschaft, Düsseldorf, durch Akio Mayeda und Klaus Wolfgang Niemöller, Redaktion: Bernhard R. Appel. Mainz, London, New York, Tokyo: Schott 1987

235 Seiten

ISBN 3-7957-2376-0, ED7456

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Schumann Forschungen 1

Robert Schumann – Ein romantisches Erbe in neuer Forschung. Acht Studien, Bericht über das 1. Internationale Schumann-Symposion am 19. und 20. Juni 1981 im Rahmen des 1. Schumann-Festes, hg. von der Robert-Schumann-Gesellschaft, Düsseldorf. Mainz, London, Madrid, New York, Paris, Tokyo, Toronto: Schott 1984

139 Seiten

ISBN 3-7957-2374-4, ED 7141

Die Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf veranstaltete vom 9. bis 28. Juni 1981 in Düsseldorf ihr erstes Schumann-Fest. Die Veranstaltungen dieses Festes gaben einen repräsentativen Überblick über Werk und Persönlichkeit des Komponisten. In einem zweitägigen Schumann-Symposion legten Gäste aus Frankreich, Japan, der Schweiz, den USA und der Bundesrepublik Deutschland neue Forschungsergebnisse vor. Ziel dieses ersten Schumann Symposions war es, neue Impulse für eine konzentrierte und koordinierte Schumann-Forschung zu geben.

Die Texte der anläßlich des Symposions gehaltenen acht Referate werden in diesem Band vorgelegt. Sie enthalten neben Berichten über analytische und quellenkritische Forschungen Anmerkungen zur modernen Konzertpraxis und zur Musikpädagogik im Zusammenhang mit Schumanns Werk sowie Studien zu Krankheitsbild und Persönlichkeitsstruktur des Komponisten. Vorangestellt ist der Festvortrag, mit dem Akio Mayeda unter dem Titel „Schumanns Gegenwart“ das erste Schumann-Fest in der Düsseldorfer Tonhalle eröffnete.

Die Redaktion der Beiträge wurde von Wolfgang Boetticher übernommen, der die Leitung des Symposions hatte. Herrn Professor Boetticher sei an dieser Stelle hierfür herzlich gedankt.

Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf Der Vorstand

Dr. Herbert Zapp       Dr. Gisela Schäfer     Wolfgang A. Burda
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