Für den vorliegenden Liederband waren Texte von 22 Dichtern zu berücksichtigen, es galt Schumanns Rezeption dieser Texte historisch aufzuschließen und einzuordnen, persönliche Kontakte zu den Dichtern zu klären und auszuformulieren sowie nach wie vor fehlende Textvorlagen zu ermitteln.
Die unverhältnismäßig große Zahl vertonter Dichter hängt mit der Natur dieses Liederbandes zusammen, der die zum „Spätwerk“ Schumanns gehörenden bzw. erst spät publizierten Lieder enthält. Anders als die noch ausstehenden Bände teilt er sich in zwei höchst unterschiedliche Hälften: einerseits Liederzyklen (entstanden zwischen 1849 und 1852), andererseits Liedersammlungen sehr komplizierter Genese (komponiert zwischen 1840 und 1852). Dazu kommen mit den drei Deklamationen mit Klavierbegleitung opp. 106, 122/1 und 122/2 Textvertonungen experimentellen Charakters – trotz ihrer Nähe zum Melodram.
Eine auffallende Gemeinsamkeit fast aller in diesem Band enthaltenen Opera ist die Verschränkung untereinander und die genetische Verknüpfung mit Liederzyklen oder -sammlungen, die früher entstanden sind. Ganz augenfällig ist diese gegenseitige Durchdringung bei den Liedern op. 98a, die unmittelbar mit Schumanns Liederalbum für die Jugend op. 79 verknüpft sind. Ähnlich eng ist die Verwandtschaft zwischen den Sieben Liedern op. 104 und den zweistimmigen Mädchenliedern op. 103. Die inhaltliche Rekonstruktion des heute aus zwölf großteils verschollenen Bruchstücken bestehenden Arbeitsmanuskripts der Lieder op. 104 und damit gleichzeitig auch die taggenaue Datierung dieser Lieder war überhaupt nur unter Einbeziehung der gleichzeitig entstandenen Duette möglich. Wieder anders verhält es sich bei den späten Liedersammlungen op. 127 und 142, die auf Material beruhen, das fast ausschließlich dem sprichwörtlichen „Liederjahr“ 1840 entstammt. Diese Zusammenhänge aufzudecken und anschaulich zu machen, erforderte es, in den Kritischen Bericht dieses Bandes eine grundlegende Sammelbeschreibung der drei autographen Liederbücher Schumanns, der Hauptquellen für die zwischen 1840 und 1847 komponierten Lieder, zu integrieren.
Die im vorliegenden Band enthaltenen, von Schumann selbst zum Druck gebrachten Liederhefte erschienen bei insgesamt acht Verlagen. Diese Streuung über so unterschiedlich ausgestattete Verlagshäuser wie Breitkopf & Härtel in Leipzig oder Nagel in Hannover hatte Konsequenzen für das Stichbild, die Genauigkeit und Einheitlichkeit des Notentextes, aber auch für die Orthographie der Originalausgaben. Die Herausgeber haben sich entschlossen, diese unterschiedliche zeitgenössische Editionspraxis in ihrer Edition sichtbar werden zu lassen und unterschiedliche Rechtschreibungen unverändert beizubehalten.